Ghanapost 25-01-2021
Lieber Hans,
Ich sitze jetzt in Tamale in meinem Zimmer und erhole mich vom anstrengenden Abschied. In großer Dankbarkeit schaue ich zurück auf die Abschiedsfeier. Als ich 1975 in
Tirschenreuth feierlich als Kaplan verabschiedet wurde und meine Arbeit aufgezählt wurde, sagten mir viele Leute: „Wir wussten gar nicht, wie vielfältig Sie gearbeitet haben“.
Hier war es auch so, als verschiedene Dankredner aufzählten, was ich getan hatte, waren viele überrascht. Eine Schulleiterin von Chamba brachte es auf den Punkt: „Sie
haben Schulbildung in unsere Gegend gebracht, wir können Ihnen nicht genug danken“. Der Leiter der Klinik von Chamba fügte die Hilfe für die Klinik in Chamba hinzu, die
totale Renovierung der Klinik und einiger Krankenschwestern-Wohnungen im letzten Jahr. Alle Redner sprachen nur positiv über meine Arbeit. Diesen Dank der Leute --
auch des Bischofs – gebe ich an Euch weiter. Ohne Euer Gebet und Eure finanzielle Hilfe hätte ich diese Aufbauarbeit nicht leisten können. Neben der Fertigstellung der
Gebäude von Bischof Vincent Kindergarten/Volksschule, St.Francis Junior High School und Holy Spirit Senior High School ( etwa 55 Gebäude ) wurde vor allem die Leistung
für die Schulen hervorgehoben, die jetzt die besten im Landkreis sind. Während der Corona- Virus- Krise im letzten Jahr ( Schließung aller Schulen von April bis Dezember )
mussten fast alle Privatschulen schließen, 190 000 Lehrer konnten kein Gehalt mehr bekommen und verließen den Schulbereich. Durch Eure Hilfe konnten wir die Schulen
erhalten. Jetzt im neuen Schuljahr kommen mehr Schüler wie je zuvor.
Eigentlich war meine Arbeit als Chaplain nicht die Bauerei, sondern die religiöse Betreuung und Bildung. Die Bibelarbeit nahm eine wichtige Stellung ein. Fast jeder Schüler
kaufte sich eine Bibel. Christus war im Mittelpunkt meiner religiösen Arbeit. Als Ergebnis meldeten sich an die 100 zum Taufunterricht – auch Muslime - und wir hatten
keine Probleme der Integration. Mich hat es gefreut, dass an Weihnachten ein Muslime mir ein Perlhuhn brachte aus Dankbarkeit, dass ich seine Tochter beim Gottesdienst
die Bibel vortragen ließ, was ihr sehr viel Freude macht. Die Arbeit mit den Ghanaischen Muslimen ist geprägt von gegenseitigem Respekt und Anerkennung. Die Probleme
kommen von außen: So sendet die Türkei riesige Summen, um in jedem Dorf eine Moschee aufzubauen.
Beim Gottesdienst konnten vom Bischof 46 Kinder und Jugendliche und eine Lehrerin gefirmt werden. Sie hatten sich schon lange darauf vorbereitet. Das war meine Bitte
an den Bischof, dass er alle firmt, bevor ich wegziehe.
Nach dem Gottesdienst war der weltliche Teil mit Ansprachen, traditionellen Tänzen und der Übergabe von Geschenken. Ich bekam Sandalen, Anzüge, mehrere moderne
Hemden, einen großen Hut gegen die Sonne, einen Spazierstock, einen Polster für die Füße und für die Ernährung 50 Yams und ein Perlhuhn. Sowohl der Bischof wie auch
der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von Chamba gaben mir das Geld für mehrere Fahrten von Tamale nach Chamba, damit ich weiterhin komme und ihnen helfe.
Ich werde in Zukunft vor allem in Tamale Einkäufe für die 3 Schulläden betätigen und auch die Patenschaften betreuen. Vor allem die finanzielle Abwicklung für die Schulen
Ist weiterhin in meiner Hand. Ich bin ja nicht weit von der Bank in Tamale entfernt. Die Leute drückten immer wieder die Bitte aus, ihnen weiterhin zu helfen.
Am Sonntag früh hielt ich den letzten Schulgottesdienst und dann ging es an das letzte Packen. Wir fuhren 10.30 Uhr los mit 6 Hasen, einen Henne mit 5 Kükken, 6 Hühnern
mit Gockel. Leider waren die Hühner nicht gut verpackt, so dass sie sich befreien konnten und ein richtiges Hühnerleben sich im Bus entwickelte. Eine Henne war sehr freundlich und legte ein Ei in den Bus. Um 14.00 Uhr kamen wir beim neuen Haus an. Wir packten sofort aus und versorgten unsere Tiere, bevor wir selber ein Essen bereiten konnten.
Es wurde mir jetzt bewusst: Ein neuer Lebensabschnitt hat für mich begonnen. Ich bin Gott so dankbar, dass die Jugend mich annahm und ich auch so viel Freude mit ihnen
haben durfte. Ich war sehr überrascht, dass so viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene weinten und immer wieder betonten: „Wir werden Sie sehr vermissen, Gott segne
Sie für alles, was Sie für uns getan haben“.
Es war manchmal eine sehr schwere Zeit, aber dann auch wieder eine sehr schöne Zeit. Was bleibt, sind die guten Erinnerungen, all das Gute, das ich auch erfahren durfte.
Nochmals „Vielmals Vergelts Gott“ dass Ihr mich so unterstützt habt, dass ich so viel Gutes tun konnte. Gott segne Euch.
Euer dankbarer
Sepp